Merlin und die Würstchen

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Alcazar
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Beitrag Merlin und die Würstchen »

Merlin und die Würstchen
Dass Unternehmen oft und gerne zu allen möglichen Tricks und Kniffen greifen, um ihre Produkte an den Mann zu bringen, ist nichts neues. Und gerade britische Firmen waren hier in der Vergangenheit äußerst erfinderisch, wenn es darum ging, Kosten im Kleingedruckten zu verstecken. Einen neuen Vorstoß hat vor kurzem Merlin Entertainment auf der Insel unternommen, indem die Eintrittskarten für die Freizeitparks und Ausflugsziele der Gruppe verstärkt mit dem Nettopreis und dem Zusatz „plus Mehrwertsteuer“ beworben wurden, womit man sich den Zorn des „Office of Fair Trading“ zugezogen hat.

Was sich auf der einen Seite wie ein billiger Marketingtrick anhört, will Merlin indessen als Aufklärungsarbeit über die hohen Steuerbelastungen verstanden wissen. Zur Informationen: die Briten haben einen ähnlich hohen Mehrwertsteuersatz wie die Deutschen – nämlich 20 %. Zum Vergleich: die französischen Parks haben hier weitaus mehr Glück – sie werden nur mit 5,5 % zur Kasse gebeten. Wenn man also beispielsweise mal den mit 69 EUR ohnehin recht saftigen Eintrittspreis im Disneyland Resort Paris zu Rate nimmt, müsste ein englischer Park schon mehr als 78 EUR verlangen, um denselben Gewinn bei den Tickets einzufahren wie die französische Konkurrenz. Durch die Angabe des Nettopreises im Internet möchte Merlin also nach eigenen Angaben nicht die Kunden durch eine intransparente Preisgestaltung verärgern, sondern ganz im Gegenteil den hohen Anteil sichtbarer machen, den sich die Regierung als Steuer einverleibt. Außerdem würde man damit auch den Wert der Tickets im Vergleich zu den USA sichtbarer machen, wo Preise ohnehin immer ohne Steuern angegeben werden – welche ganz nebenbei auch vergleichsweise moderat ausfallen.

Was in England nur etwas Unmut herausfordert, würde wohl in Deutschland zu freudigen Abmahnwellen führen – dabei sind die Grundprobleme hier durchaus ähnlich. Mit einer Mehrwertsteuer von 19 % werden die Freizeitparks hierzulande ebenfalls kräftig geschröpft – und dies nicht nur im Vergleich zu vielen Nachbarstaaten, sondern sogar auch im eigenen Land. Man fragt sich wirklich, wo die Logik der Finanzbehörden stecken mag - eine Achterbahnfahrt auf dem Oktoberfest oder der Düsseldorfer Kirmes wird mit einem ermäßigten Satz von 7 % besteuert, in einem Freizeitpark werden sofort 19 % fällig. Schausteller, Zoos, Schwimmbäder – die direkte Konkurrenz von Parks im eigenen Land darf sich über einen Rabatt von 12 % gegenüber Freizeitparks freuen.

Natürlich würde der von Merlin in England eingeschlagene Weg in Deutschland so manchem Besucher die Augen öffnen, wo rund ein Fünftel der jährlichen Preiserhöhungen hinwandern, aber hierzulande verbietet das Wettbewerbsrecht derartige Aktionen – und dies, obwohl ein fairer Wettbewerb aufgrund der unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze schon im Ansatz erstickt wird. Ob sich an diesem Zustand etwas ändern wird? Noch vor knapp zwei Monaten gewann ein Schausteller vor dem Europäischen Gerichtshof einen Prozess, nach dem nun auch Würstchen auf der Kirmes nur noch mit 7 % besteuert werden dürfen. Es wird Zeit, dass sich auch im Freizeitparksektor etwas tut...


Quelle: http://www.parkscout.de/kolumne/immer-v ... wuerstchen
"Achtung, dieser Text kann Ironie und Sarkasmus in beachtlichen Mengen enthalten, ebenso wie Spuren von Zynismus.
:keks: :smt106

Bayern_Flo
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Beitrag Re: Merlin und die Würstchen »

Man sieht ja an den Hotels wie sich eine Steuersenkung auf den Preis den der Kunde zahlen muss auswirkt....

DragonMarty
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Beitrag Re: Merlin und die Würstchen »

Und dass sich Parks über einen schröpfenden Staat aufregen, obwohl Sie bei jeder erdenklicher Gelegenheit Ihren Kunden Geld aus der Tasche ziehen, finde ich auch etwas daneben. :evil:
Gruß DragonMarty