Einmalige Konstruktion
US-Amerikaner bauen Holzachterbahn im Europa-ParkHolzachterbahnen werden in der Achterbahn-Fanszene glorifiziert. Genau so eine planen derzeit US-Amerikaner im Europa-Park Rust. Warum ist diese selbst für den Chef-Ingenieur einmalig?
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RUST. Windböen pfeifen durch das filigrane Bauwerk, feiner Staub wird dabei aufgewirbelt und legt sich unter die Augenlider – und doch will man die Pupillen weit aufreißen und den Blick einfach nur genießen. Wer am Fuße dieser 35 Meter hohen Konstruktion aus Holz und Metallbolzen steht, findet einfach nur ein Wort: gigantisch. Direkt am Autobahnzubringer, zwischen Blue Fire Megacoaster und Atlantica, entsteht derzeit eine Holzachterbahn. Zum 21. März soll sie in Betrieb gehen, wenn der Europa-Park in die Sommersaison 2012 startet.
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Von einem "Mythos" spricht Roland Mack gerne, wenn er auf diese neue Fahrattraktion im Europa-Park angesprochen wird. Holzachterbahnen werden in der Achterbahn-Fanszene glorifiziert. Es muss die Ruster Achterbahnspezialisten schon Jahre unter den Finger gejuckt haben, den Mythos auch im Europa-Park erwachen zu lassen. Dieses nicht nur, um die anspruchsvollen Europa-Park-Besucher, die Jahr für Jahr eine neue Attraktion erwarten, auch den neuen Nervenkitzel zu bieten. Wohl auch deshalb, um eine Tradition des Familienunternehmens wieder aufzunehmen, denn schon 1921 hat das Familienunternehmen in seinem Stammhaus in Waldkirch seine erste Holzachterbahn gebaut.
Spezialisten aus den USA
Diesmal bauen die Macks allerdings nicht selbst, sie lassen bauen. Die besten Holzachterbahnbauer sitzen in den USA. Great Coasters International in Sunbury /Pennsylvania gilt als der Branchenführer unter den Herstellern. Seit Juni dieses Jahres ist deren Chef-Ingenieur Joe Draves Chef auf der Baustelle in Rust. Die Bahn in Rust ist sein 19. Projekt, sein zweites in Deutschland – und sie ist sein bisher größtes, "zumindest was die maximale Höhe der Bahn betrifft. So eine Konstruktion, die bis auf knapp 36 Meter über Grund heranreicht, habe ich noch nie geplant und gebaut", erzählt der Ingenieur, der aus Connecticut stammt.
Draves hat eine Handvoll mit nach Rust mitgebracht. Der Großteil der rund 30 Zimmerleute und Holzfacharbeiter, die seit dem 21. Juni bei Wind und Regen auf der Baustelle ackern, kommt aus Niedersachsen. Die Firma Bauwerk aus Hannover, Spezialisten im Messeholzbau, ist der deutsche Partner von Great Coasters. Das Team ist eingespielt, die Fachsprache auf der Baustelle Englisch. "Wir reden Englisch, wir denken Englisch und, was noch wichtiger ist, wir messen Englisch", scherzt Bauwerk-Chef Oliver Hartmann, denn die Maße auf Zeichnungen und Konstruktionspläne sind in Inches angegeben.
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Holz aus der Lüneburger Heide
Dabei kommen diese gar nicht aus Amerika, entstanden sind sie vor Ort. "Gemeinsam mit der Familie Mack haben wir im Vorfeld eine Vorstellung entwickelt, wie die Achterbahn gestaltet werden soll, die exakte Planung habe ich erst hier in Rust gemacht", erklärt Joe Draves. Sein Konstruktionsprogramm hat er allerdings von zu Hause mitgebracht. US-Maßeinheit: Inch.
Der Werkstoff Holz indes kommt aus der Republik. Für die Konstruktion wird Kiefer aus der Lüneburger Heide verwendet, es ist besonders behandelt und imprägniert. Dem Holz wird die Feuchte bis auf 16 Prozent und weniger entzogen. Die Schienen sind aus Yellow-Pine, einer besonders widerstandsfähigen Kiefernholzart. "Wir verwenden immer Hölzer aus der Region, weil diese dem Klima angepasst sind", erklärt Draves. Der Rohstoff kommt in Standardmaßen an die Baustelle und wird erst dort nach den Konstruktionsplänen zu Elementen auf Maß gesägt und mit Metallbolzen und Metallplatten zu Elementen zusammengesetzt und dann wie bei einem Puzzle auf der Baustelle Teil um Teil zusammengesetzt.
Die längsten Streben messen mehr als 30 Meter. "Unser Problem ist, dass wir zwei andere Bahnen kreuzen. Das ergibt besondere Anforderungen an die Betonfundamente der Konstruktion, denn wir müssen zusätzlich auf die Tragkräfte der anderen Bahnen achten. Das ist ein Grund mehr, weshalb der Hauptteil der Konstruktionsplanung hier vor Ort entsteht", erklärt der Chefingenieur.
Und was macht ihn so sicher, dass zum Saisonstart im März 2012 diese komplizierte Konstruktion auch fahrbereit steht. Draves: "Erfahrung und meine harten Burschen. Die arbeiten auch wenn’s regnet oder im Winter bei Eis und Schnee".
Quelle:
http://www.badische-zeitung.de/rust/us- ... uropa-park
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