Aus seinen Visionen werden Hotels
BLICK HINTER DIE KULISSEN DES EUROPA-PARKS: Rudolf Neumeier ist der gedankliche Vater der fünf Themenhotels.
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"Er hat ein Händchen fürs richtige Ambiente," sagt Europa-Park-ChefRoland Mack über Rudolf Neumeier. Der 72-jährige Inneneinrichter aus Holzkirchen, einem Vorort von München, verwirklicht gerade im Europa-Park "einen meiner Träume", wie er selbst bekennt: Er konzipierte das neue Europa-Park-Hotel Bell Rock – und er richtet es auch ein. Im Grunde ist es bereits sein fünfter Traum, den er in Rust wahr werden lässt. Auch bei den vier bereits bestehenden Themenhotels in mediterranen Stil stammte die Konzeption von Rudolf Neumeier.
Dass der Europa-Park Anfang der 1990er Jahre überhaupt in die Hotel-Branche einstieg, hat viel mit der Beharrlichkeit und Raffinesse des urwüchsigen Bayer zu tun. Vertraute Geschäftspartner waren die Macks und der Fachhändler für Möbel und Einrichtungen schon einige Jahre, doch Roland Mack ließ sich lange von Neumeiers Vorschlägen, ein eigenes Europa-Park-Hotel zu bauen und zu betreiben, nicht beeindrucken. "Ich bin Maschinenbaueringenieur, kein Hotelier. So hat er mich immer ausgekontert," erzählt Rudolf Neumeier und legt dabei dennoch ein hintergründiges und spitzbübisches Grinsen auf: "Aber ich habe ihn schließlich doch überzeugen können."
Am Rande eines gemeinsamen Besuchs der Weltausstellung im spanischen Sevilla 1992 mit Franz und Roland Mack soll es gewesen sein, als der Spanien-Kenner Neumeier einen VW-Bus für eine kleine Spritztour ins Hinterland charterte. Vorbei ging’s an Sommervillen und burgengleichen Herbergen. "Franz Macks Augen begannen bei dem Anblick zu leuchten. Noch im gleichen Jahr gab es den Auftrag zum Bau des El Andaluz. Ich war am Ziel," freut sich Neumeier noch heute über seinen gelungenen Schachzug. Und auch diese Anekdote gehört zum Bau des ersten Themenhotels in Rust: Nach einem Bemusterungsgespräch wurde im einem Ruster Wirtshaus gevespert. Zwiebelkuchen. Dabei hat Neumeier den Macks das Versprechen abgerungen, eine Suite im El Andaluz einrichten zu dürfen, bei dem ihm kein Mack dreinreden dürfe. "So entstand die Royal-Suite mit einem großen Porträt des spanischen Königs Juan Carlos. Ich glaube, ich hab’ darin Wohnrecht auf Lebenszeit," scherzt Neumeier.
Drei weitere Themenhotels im südländischen Stil sollten folgen. Neumeier: "Bei jedem Projekt konnte ich meine Visionen nahezu zu hundert Prozent umsetzen. Wir haben uns zwar manchmal gezofft, aber Roland Mack hat dann der Weisheit des Alters den Vorzug gegeben. Ich bin schließlich zehn Jahre älter als er."
Mit dem Projekt Bell Rock verabschiedet sich der bekennende Spanien-Fan Neumeier indes vom südeuropäischen Flair. Auf einer seiner Reisen zu Möbel-Messen hat er sogenannte Shaker-Möbel entdeckt. Shaker sind Anhänger einer protestantischen Freikirche in den USA. "In ihren Möbeln spiegelt sich der asketische Lebensethos der Shaker: Gebrauchsgegenstände sollen nicht mit überflüssiger Ornamentik von Arbeit und Andacht ablenken. Diese Möbel haben mich fasziniert und zugleich inspiriert", beschreibt Neumeier den Impuls für die Konzeption eines neuen Hotels im Neuenglandstil. Das war vor vier Jahren.
Dass der Hotelkomplex Bell Rock mit seiner Nachbildung eher großzügiger Herrenhäuser englischer Siedler auf dem nordamerikanischen Kontinent in einem Kontrast zu auf reine Funktionalität ausgerichtete Shaker-Möbel steht, quittiert Neumeier mit einem Augenzwinkern: "Das eine schließt das andere nicht aus". Es gehe ihm schließlich auch um Symbolik, um die Philosophie des Europa-Parks, Grenzen und den Blick für neue Welten zu öffnen.
Um diese Vision im Inneren des Hotels umzusetzen, war Neumeier fast auf allen Kontinenten unterwegs und hat Mobiliar zum Teil eingekauft, zum Teil fotografiert und von Kunstschreinern nachbauen lassen. Von Standuhren im Original bis zu Nachbildungen alter Seekarten und Sitzmöbeln reicht Neumeiers Fundus inzwischen. Sie werden nicht nur in den Präsidenten-Suiten, darunter wird sich auch eine finde, die nach Bill Clinton benannt sein wird, der schon einmal im Europa-Park war, einen Platz finden. Auch die Farbenvielfalt Afrikas und Lateinamerikas und den Orient wird Rudolf Neumeier einfangen und in den Zimmern thematisch abbilden.
Quelle:
http://www.badische-zeitung.de/rust/aus ... den-hotels
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